Eine Welt Initiative informierte über Verbraucher Siegel.
Fair klingt gut. Fairer Handel, eine wertschätzende Handelspartnerschaft mit existenzsichernden Löhnen, Mindestanforderungen an Sozialem, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz auch. Verbraucherinnen und Verbraucher sind bereit für Waren aus fairem Handel mehr zu bezahlen. Doch es bleibt immer eine Unsicherheit: Kann man darauf vertrauen, dass ein Produkt ethisch und ökologisch o.k. produziert worden ist? Weil man das persönlich nur schwer überprüfen kann, gibt es Entscheidungshilfen in Form von Siegeln. Doch es ist nicht einfach, sich in dem Wirrwar der Siegel und Eigenmarken zurecht zu finden.
Am Donnerstag hatte Konrad Kellermann, Vorstandsmitglied der Eine Welt Initiative Plattling e.V. Alois Weikl, Vorstandsmitglied von Dritte Welt e.V. dem Trägerverein des Weltladens in Dingolfing eingeladen, die Sigel, ihre Kriterien und ihre Glaubwürdigkeit vorzustellen. Ein Leitfaden, eine Entscheidungshilfe beim Einkauf. In seinem Vortrag orientierte sich Weikl an der Arbeit der „Christlichen Initiative Romero“ (CIR) und an eigenen Recherchen. Die CIR hatte über 50 Siegel überprüft und bewertet und die Ergebnisse in einem Siegelchecker zusammengestellt. Die Siegelorganisationen stellen ihren eigenen Kriterienkatalog auf, was eingehalten werden muss, wie sie das überprüfen und was sie veröffentlichen. Da gibt es große Unterschiede.
In Deutschland wird ein Prozent des Umsatzes im Einzelhandels mit fair gehandelten Waren gemacht, davon tragen zwei Drittel das schwarz-blau-olive Fairtrade-Siegel der Organisation Transfair mit seinen vier Varianten. Ein Drittel der Waren stammt von Organisationen mit direkten Handelsbeziehungen zu denen, die die Waren herstellen. Bekannt sind die Gepa, die aus der kirchlichen Missions- und Jugendarbeit entstanden ist, El Puente, Weltpartner, Globo oder Rapunzel Hand in Hand. Die Organisationen sind durch die World Fair Trade Organization (WFTO) zertifiziert, eine Dachorganisation mit Sitz in den Niederlanden. Sie zeichnet Organisationen aus, die 10 Standards des fairen Handels einhalten. Unter anderem: Faire Preise, keine Kinderarbeit, sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen. Das sei sehr glaubwürdig, fand Weikl.
Schwieriger ist es mit dem bekannten Fairtrde-Siegel. Er kritisierte, dass es mindestens 2000 Euro koste, ein Zertifikat zu bekommen, das sei für Kleinbauern nicht schaffbar, und dass die großen Verarbeiter die Standards mit entwickelt haben. Glaubwürdig sei es nur das Fairtrade-Siegel ohne Zusätze. Das bedeute, dass alle Inhaltsstoffe zu 100 Prozent den Fairtrade-Kriterien entsprechen und dass die Lieferketten transparent sei.
Weist ein Pfeil auf Zusatzinformationen auf der Rückseite hin, bedeute das, dass „Mengenausgleich“ oder „Mischprodukt“. Nur ein kleiner Teil der Zutaten, der nicht genau benannt wird, wurde nach Fairhandels-Standards erzeugt und bezahlt. Das Fairtrade-Siegel für einen einzelnen Rohstoff, etwa Baumwolle oder Zucker bedeutet, dass nur ein Bestandteil des Produktes fair produziert ist und auch der dem Mengenausgleich unterliegen kann.
Natürlich sei das besser als gar nichts, aber glaubwürdig sei das nicht, fand Weikl. Er plädierte dafür, die Weltläden zu stärken, als Kunden und als Mitarbeitende. Die Siegel der Produkte der Fairhandelsorganisationen seien glaubwürdiger, die Importeure und Verarbeiter haben die gesamte Lieferkette im Blick und die Weltläden machen Öffentlichkeitsarbeit für einen Wertewandel in der Gesellschaft. Fair und nachhaltig, das ist für ihn der Weg, der uns in eine gute Zukunft führt. - Hanne Summer
Bildunterschrift: Mit zwei fairen Osterhasen und einer Blume dankte Konrad Kellermann (l.) Alois Weikl vom Weltladen in Dingolfing für seine Führung durch den Siegeldschungel. Foto: Summer