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Mit der Flagge voran zum Gedenken an das Karfreitagsgefecht
Reservistenkameradschaft Ortenburg
13.04.2025, 13:23
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Der privat initiiert K3 Marsch ist mittlerweile ein Traditionsmarsch unter den Soldaten, Reservisten und zivilen Interessierten, der zum Gedenken an das sogenannte Karfreitagsgefecht, 2020 als „10K3“ erstmalig durch das Veteranennetzwerk „NATOVET“ und dem bekannten Shop „Café Viereck“ durchgeführt wurde. 

Die Reservistenkameradschaft (RK) Ortenburg trägt und unterstützt diese Tradition mit und beteiligt sich jedes Jahr an diesem Gedenkmarsch. Bei dem neuen Traditionsmarsch, an dem sich mittlerweile weltweit deutschen Soldaten und deren NATO-Partnern beteiligen, geht es um das gemeinsame Gedenken, Erinnern, Sammeln von Spendengeldern für soziale Zwecke der Soldatenhilfe und das Stärken des Zusammenhalts. Seit dem ersten Gedenkmarsch 2020 können alle Teilnehmer mit dem Kauf des jährlichen Patch Spendengelder generieren. Kurze Erklärung zu dem Patch - 2025 liegt das Karfreitagsgefecht nun fünfzehn Jahre zurück – daher die 15 im Patch. Das K steht für Karfreitag und die rote Drei steht für die drei gefallenen Kameraden. Der Erlös der Patches wird dieses Jahr an die Stiftung „Oberst Schöttler Versehrten-Stiftung“ und den Verein „Deutschen Kinderhospizverein e.V.“ gespendet. Bei einer Auslandsmission schwer verwundete Soldaten, Polizisten und zivile Helfer können sich an die Stiftung wenden und um Unterstützung im medizinischen, finanziellen sowie gesellschaftlichen Bereich anfragen. Der Deutsche Kinderhospizverein e.V. begleitet Kinder, Jugendliche und deren Angehörige auf deren Lebensweg bei lebensverkürzenden Erkrankungen. 

Am 12. April trafen sich die Reservisten am Schloss Ortenburg. Nach der Registrierung erfolgte um 09:00Uhr durch den Vorsitzenden der RK Ortenburg, Stabsgefreiter (StGefr) d.R. Franz Fischerauer sowie den Leitenden des Marsches, Oberstabsgefreiter (OStGefr) d.R. Michael Samereier die Begrüßung. Als besonderen Gast konnten die Reservisten die stellvertretende Landrätin sowie Bezirksrätin Frau Cornelia Wasner-Sommer begrüßen. In ihrer Ansprache dankte sie StGefr d.R. Fischerauer sowie OStGefr d.R. Samereier für die Organisation und Durchführung des Marsches sowie der gesamten Marschgruppe für die Teilnahme. Sie betonte wie wichtig das Gedenken an die gefallenen der Bundeswehr, und an diesem Tag besonders des Karfreitagsgefecht ist. Abschließend hob sie hervor das eine neue Art des Wehrdienstes nach dem skandinavischen Modell wichtig für eine verteidigungsfähige Bundeswehr sei und die Reservisten und Reservistinnen mit ihren Erfahrungen ebenfalls zukünftig ein wichtiger Bestandteil sein werden.  

 

Im Anschluss erfolgte die Einweisung in die Marschstrecke und den Ablauf. Bevor es auf den Marsch ging, wurden den drei gefallenen Kameraden gedacht. OStGefr d.R. Samereier führte mit seiner Rede und dem Einsatzbericht (siehe unten) allen Anwesenden nochmal vor Augen was unsere Soldaten und Soldatinnen an diesem Tag durchmachen mussten.

 

Bei bestem frühsommerlichem Wetter startete der Marsch am Schloss Ortenburg und führte über das Luisenthal und Bindering Richtung Söldenau. Weiter nach Unterthannet an Wolfachtal Alpaka vorbei ging es über den Sonnenhang rein nach Unteriglbach. Weiter ging es traditionell auf den Wanderweg am Stausee. Höhe Ortenburger Kreisverkehr für der Marsch weiter auf den Feldwegen parallel zur Staatsstraße 2119 Richtung Auto Tischler. Über die Griesbacher Straße, den Marktplatz und die Lindenallee ging es hoch Richtung Schloss Ortenburg ins Ziel. Am 15K3-Marsch haben insgesamt 12 Reservisten, 3 Zivilisten und ein aktiver Soldat teilgenommen und erhielten als Erinnerung eine besondere Teilnehmerurkunde. Alle Teilnehmer waren vom Ablauf, der Strecke und der Organisation dieses Marsches begeistert. Hier geht ein großer Dank an OStGefr d.R. Samereier von der RK Ortenburg, der als Leitender für den Marsch verantwortlich war. 

Durch die mittlerweile weltweite Teilnahme am 15K3 Marsch wurden unglaubliche 21.300 Marschteilnehmer registriert. Durch diese Anzahl konnten die Organisatoren „NATOVET“ und „Cafe Viereck“ eine Gesamtspendensumme in Höhe von 178.640,00€ sammeln. Davon gegen 100.000,00€ an die „Oberst Schöttler Versehrten-Stiftung“ und 78.640,00€ an den „Deutschen Kinderhospizverein e.V.“

 

 

 

  

Rede zum K3-Marsch

 

Es ist der 02.04.2010 – Karfreitag. Deutsche Soldaten stehen in einem kleinen Dorf in Kundus im Gefecht. Bei der Ortschaft Isa Kehl waren sie in einen Hinterhalt von afghanischen Aufständischen geraten. Die Geschehnisse dieses Tages gingen als Karfreitagsgefecht in die deutsche Geschichte ein.

Um ca. 09:30 Uhr afghanischer Ortszeit war eine Patrouille von Seedorfern Fallschirmjägern der 1. Infanteriekompanie des Provincial Reconstruction Team Kunduz in Isa Kehl auf einer Aufklärungs- und IED-Mission. Dabei stürzte die Aufklärungsdrohne MIKADO in einem Weizenfeld ab. Im Zuge dessen wurde aus der Kompanie ein Spähtrupp zusammengestellt mit dem Auftrag die Drohne zu bergen.

Gegen 13:00 Uhr Ortszeit geriet der Spähtrupp in einen Hinterhalt, etwa 80 Aufständische griffen mit Handfeuer- und Panzerabwehrhandwaffen an. Der Spähtruppführer, Oberfeldwebel Adebahr, gab den Befehl unter Deckungsfeuer sich vom Feind zu lösen und auszuweichen. Beim Ausweichen wurde Oberfeldwebel Adebahr mehrmals im rechten Bein getroffen. Er erlitt einen Streifschuss an der Ferse, einen Durchschuss unter dem Knie und einen Durchschuss im Oberschenkel. Er stürzte zu Boden und war bewegungsunfähig. Ein schneller Rückzug war nun unmöglich. Er meldete über Funk noch seine Verletzung und das der Trupp unter direktem Feuer steht, bevor die Funkverbindung abriss. Es waren bereits 15 Minuten seit den ersten Schüssen vergangen und der Feind konnte bereits auf 20 Meter herankommen. Aufgrund der Verletzung von Oberfeldwebel Adebahr übernahm Oberstabsgefreiter Maik Mutschke das Kommando. Unter Feindfeuer lief er direkt auf eine Feindstellung zu, schoss aus der Hüfte, bis er die Außenmauer des Gehöfts erreichte. Von dort warf er eine Granate in die Feinstellung und lief weiter zurück, um beim Zugführer eine Lagemeldung abgeben zu können sowie einen Rettungstrupp zu holen.

Der Rettungstrupp kämpfte sich zu den eigenen Kameraden in ca. 500 Meter Entfernung vor. Gegen 13:30 Uhr konnte Oberfeldwebel Adebahr unter Deckungsfeuer vom Rettungstrupp, unter Leitung von Hauptfeldwebel Ralf Rönckendorf, gerettet werden. Bei der Rettung von Oberfeldwebel Adebahr wird um ca. 13:45 Uhr im Feuergefecht Stabsgefreiter Robert Hartert schwer verwundet und bricht zusammen. Er wird unter Feindfeuer und laufender Reanimation in den rückwärtigen Raum gebracht, wo ein beweglicher Arzttrupp die Versorgung übernahm. 

Pilot Chief Warrant Officer 3 Jason La Cross von der United States Army wurde im Feldlager Kunduz über Funk Zeuge des Gefechts und das es bereits zwei Verwundete gab. Er stellte unmittelbar den Antrag bei seinen Vorgesetzten, seinem Team den Auftrag zur Unterstützung und Rettung der deutschen Kameraden zu erteilen. Kurz darauf erfolgte der Einsatzbefehl für zwei Hubschrauber Typ Black Hawk und innerhalb von 7 Minuten waren diese in der Luft. Ein Black Hawk, unter dem Kommando von Chief Warrant Officer 3 La Cross, diente als Rettungshubschrauber. Der zweite Black Hawk war der bewaffnete Geleitschutz.

Der deutsche Fliegerleitoffizier teilte den Piloten mit das die derzeitige Landezone zu heiß zur Landung war. Doch Pilot La Cross war der Meinung das für ihn die Landezone „Cold enough“ ist und setzte zur Landung an. Aufgrund von Beschuss mussten die Hubschrauber doch nochmal abdrehen. In der Luft erhielt La Cross über Funk dann den Befehl den Einsatz abzubrechen, da dieser zu gefährlich sei. Doch er täuschte Probleme mit der Funkverbindung vor und widersetzte sich so dem Befehl. Pilot La Cross landet trotzdem mit seinem Geleithubschrauber in der Luft wartend unter Beschuss in einer sog. „heißen“ Landezone, lädt Stabsgefreiter Hartert ein und fliegt ihn ins Feldlazarett nach Kunduz aus. Stabsgefreiter Hartert erlag später im Feldlazarett seinen Verletzungen, er ist der erste Gefallene des Karfreitagsgefechts.

Die 1. Infanteriekompanie befand sich weiter in schweren Gefechten. Gegen 14:24 Uhr begann der Golf-Zug unter Einsatz einer Nebelwand aus dem Hinterhalt auszubrechen. Um Deckungsfeuer zu ermöglichen, mussten die Soldaten neben den rückwärtsfahrenden Fahrzeugen herlaufen.

Um ca. 14:50 Uhr geriet ein geschütztes Fahrzeug des Typs Dingo in eine Sprengfalle. Die Fahrzeuginsassen waren kaum verletzt. Schlimmer traf es die nebenherlaufenden Kameraden. Oberstabsgefreiter Maik Mutschke wurde von der Explosion erfasst und erlitt schwere Wunden im Gesicht, Schulter-, Arm- und Hüftbereich und schwebte in Lebensgefahr. Er verlor sein linkes Auge und der linke Arm blieb gelähmt. Auch Hauptfeldwebel Ralf Rönckendorf, der zuvor als Rettungsassistent Oberfeldwebel Adebahr das Leben gerettet hatte, wurde von der Explosion erfasst und erlitt schwere Verletzungen im Gesicht, am Oberkörper und in der Lunge. Er verlor später sein linkes Auge. Der stellvertretende Zugführer des Golf-Zug, Hauptfeldwebel Nils Bruns wurde durch die Explosion gegen eine Mauer geschmettert. Ein herbeigeeilter Sanitäter konnte nur noch seinen Tod feststellen. Hauptgefreiter Martin Augustyniak wurde durch die Explosion über eine ca. 4 Meter hohe Mauer geschleudert. Er wurde durch die Detonation sofort getötet. Seine Kameraden fanden ihn erst später ein einem angrenzenden Innenhof eines Gehöfts.

Alle drei gefallenen waren Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 373 aus Seedorf. Die Einheit stand weiterhin unter Feindfeuer und kämpfte mit weiteren acht zum teils schwerverletzten ums Überleben.

Am Ende des Tages waren die Hubschrauber der United States Army, unter Führung von Chief Warrant Officer 3 Jason La Cross viermal unter Beschuss gelandet, um insgesamt zehn verwundete und drei gefallene deutsche Soldaten auszufliegen. Das Gefecht dauerte fast neun Stunden.

Genau diesem Ereignis gedenken wir, für die Bundeswehr in einer nie dagewesen Art und Weise, mit dem sogenannten K3-Marsch. 

Oberleutnant d.R. Pierre Lindholm wartete 2020 vergebens auf eine Äußerung oder Gedenkkultur seitens der Bundeswehr. Er wollte nicht länger warten und legte selbst für diese neue Tradition den Grundstein. 5 Jahre später kann nun auf eine etablierte Veteranen- und Erinnerungskultur zurückgeblickt werden. Leutnant d.R. Catherina Lehmann wurde für diese Aktion um Unterstützung gebeten. So konnte von Jahr zu Jahr die Teilnehmerzahl weiter gesteigert werden.

2020               10K3 Marsch                        1.900

2021               11K3 Marsch                        3.473

2022               12K3 Marsch                        5.068

2023               13K3 Marsch                        9.969

2024               14K3 Marsch                        16.050

2025               15K3 Marsch            21.300

 

Ihr alle seid Teil der 21.300. 

Erinnerung braucht Erzählung.
Identität braucht Tradition.
Veränderung braucht Gemeinschaft.


Für unsere Kameraden Nils, Robert & Martin


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Beschreibung

Die Reservistenkameradschaft Ortenburg ist Mitglied im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (VdRBw) gegründet am 10.12.1976. Instagram: @rk.ortenburg Facebook: @reservistenkameradschaft.ortenburg