Aus der Sitzung des Umweltausschusses
Der Landkreis Regensburg setzt seine Bemühungen zur Digitalisierung der Abfallwirtschaft fort und plant die Einführung eines modernen Ident-Systems für Abfallbehältnisse. Dieses bietet erhebliche Vorteile sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Verwaltung und trägt gleichzeitig zu einer gerechteren Gebührenerhebung bei. Der Ausschuss für den ländlichen Raum, Umwelt und Regionalentwicklung stimmte in seiner Sitzung am 17. September 2024 der Einführung eines Ident-Systems mittels Chip-Transpondern für die Restmüll- und Altpapierbehältnisse zu. Es dürfen dann nur noch Mülltonnen genutzt werden, die über ein sogenanntes Chipnest – also eine kleine Aussparung unter der vorderen Griffleiste des Behälters, in die der Chip eingesetzt werden kann - verfügen.
Vorteile des neuen Systems
- Effizientere Kontrolle: Abfallbehälter mit falscher Größe oder unsachgemäßen Befüllungen können schneller identifiziert und nachverfolgt werden. Dies erleichtert die Arbeit der Entsorgungsunternehmen und sorgt für einen reibungsloseren Entleerungsprozess.
- Reduzierter Verwaltungsaufwand: Die Einführung des Systems bedeutet auch, dass keine Gebührenmarken mehr verschickt werden müssen. Dies spart Kosten und Verwaltungsaufwand.
- Reklamationsbearbeitung: Durch die digitale Dokumentation der Entleerungen können mögliche Reklamationen besser nachvollzogen und bearbeitet werden.
- Verbessertes Monitoring: Das Ident-System ermöglicht eine exakte Feststellung des aktuellen Bestands an Mülltonnen.
Zeitplan
Im Laufe des nächsten Jahres soll das Ident-System für den Landkreis Regensburg ausgeschrieben und an einen entsprechenden Hersteller vergeben werden. Parallel dazu soll in der zweiten Jahreshälfte 2025 die 50-Liter-Restmüll-„Rund“-Tonne sukzessive abgeschafft werden. Alle betroffenen Bürgerinnen und Bürger werden darüber rechtzeitig informiert. Zudem wird sowohl die Restabfallsammlung sowie die Sammlung und Verwertung von Altpapier neu ausgeschrieben und vergeben. Die aktuellen Verträge laufen noch bis 30.06.2026 beziehungsweise 31.12.2026. Somit kann das Ident-System im Landkreis Regensburg frühestens zum 01.01.2027 vollständig in Betrieb genommen werden.
Umsetzung und Kosten
Im Landkreis Regensburg sollen insgesamt rund 139.300 Abfallbehälter (74.800 Restmüllgefäße, 64.500 Altpapiergefäße) mit einem Chip ausgestattet werden. Die Gesamtkosten für die Einführung des Ident-Systems belaufen sich auf etwa 468.000 Euro. Diese Summe umfasst die Kosten für die Chips und deren Anbringung an den Behältern; hinzu kommen etwa 19.000 Euro für die Anschaffung der notwendigen Software und Ausstattung. Die Entsorgungsfahrzeuge müssen ebenfalls nachgerüstet werden, um das Ident-System unterstützen zu können. Diese Investitionskosten in Höhe von etwa 200.000 Euro werden vorerst von den beauftragten Entsorgungsunternehmen getragen und dann über die laufenden Entsorgungsentgelte eingepreist. Langfristig erwartet der Landkreis jedoch, dass die Investitionen durch Mehreinnahmen bei den Müllgebühren ausgeglichen werden müssen. Erfahrungswerte aus anderen Landkreisen zeigen, dass die Einführung des Ident-Systems zu einem Anstieg der angemeldeten Mülltonnen um etwa 1 bis 4 Prozent führt, was bereits bei einem Plus von einem Prozent bei den Mülltonnen zu einer jährlichen Mehreinnahme von etwa 133.000 Euro führen wird.
Alle Besitzer von 50-Liter-Tonnen erhalten nächstes Jahr Informationsschreiben
Die Einführung ist mit einer Umstellung bei den zugelassenen Abfallbehältern verbunden: Die aktuell verwendeten 50-Liter-Restmüll-„Rund“-Tonnen, die nicht über ein Chipnest verfügen und deren Verwendung ohnehin arbeitsschutzrechtlich bedenklich ist – nachdem sie weder Räder besitzen noch am Entsorgungsfahrzeug eingehängt werden können –, müssen auf 60-Liter-Behälter umgestellt werden. Dies betrifft etwa 28 Prozent aller Restmülltonnen im Landkreis. Wie mit den wenigen (eckigen) 50-Liter-Restmülltonnen mit Rädern, die überwiegend bereits ein Chipnest haben, verfahren wird, wird in der Landkreis-Abfallwirtschaft noch geprüft. Alle Besitzer von 50-Liter-Tonnen erhalten im nächsten Jahr von der Abfallwirtschaft ein detailliertes Informationsschreiben zur weiteren Vorgehensweise. Es ist geplant, eine Sammelbestellung für die neuen 60-Liter-Restmülltonnen anzubieten, um so den Bürgerinnen und Bürgern einen kostengünstigeren Erwerb der neuen Tonnen zu ermöglichen.
50-Liter-Restmüll-„Rund“-Tonnen: In den meisten Kommunen bereits abgeschafft
Weil die 50-Liter-Restmüll-„Rund“-Tonnen den Anforderungen des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung für die Müllwerker nicht mehr entsprechen, wurden sie in fast allen Regionen bereits vor längerer Zeit abgeschafft. Außerdem verfügen die 50-Liter-„Rund“-Tonnen nicht über ein Chipnest, das zwingend benötigt wird, um ein Ident-System im Landkreis Regensburg zu etablieren. Der Landkreis Regensburg gehört zu den wenigen Gebietskörperschaften, die diese Mülltonnen noch verwenden. Aufgrund der geringen Nachfrage wird die (eckige) 50-Liter-Restmülltonne mit Rädern auch von keinem bekannten Hersteller mehr angeboten. Die Firma Meindl hatte 2017 einige dieser Tonnen in größerer Stückzahl extra beschafft und an Landkreisbürgerinnen und -bürger weiterverkauft.
Diesem Sachverhalt muss der Landkreis Regensburg jetzt Rechnung tragen und die grundsätzliche Umstellung auf die 60-Liter-Tonne als dann kleinste Tonnengröße in die Wege leiten. Selbstverständlich bleibt die Vermeidung von Restmüll – trotz der notwendigen Abschaffung der 50-Liter-Restmüll-„Rund“-Tonne – das oberste Ziel der Abfallwirtschaft.
Nachbarschaftstonne: Gemeinsame Nutzung von Restmüll- und Altpapierbehältern
Die Landkreis-Abfallwirtschaft weist auf die bereits jetzt schon gegebene Möglichkeit hin, für neben einander gelegene Grundstücke eine sogenannte Nachbarschaftstonne zu beantragen. Dabei wird das Restmüll- oder Altpapierbehältnis gemeinsam genutzt; die anfallende Müllgebühr kann zwischen den beiden Antragstellern aufgeteilt werden. Weitere Informationen dazu auf der Homepage des Landkreises Regensburg unter https://www.landkreis-regensburg.de/buergerservice/abfallratgeber/formulare-merkblaetter/
Fazit
Das neue Ident-System stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung und Effizienzsteigerung in der Abfallwirtschaft dar. Mit der Einführung des Systems wird nicht nur die Gebührengerechtigkeit erhöht, sondern auch der Verwaltungsaufwand reduziert. Trotz anfänglicher Investitionen geht der Landkreis davon aus, dass sich das System durch Einsparungen und Mehreinnahmen mittelfristig amortisieren wird. Die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Regensburg können sich somit auf eine moderne und zukunftsorientierte Abfallwirtschaft freuen.
Bildunterschrift:
Das neue Ident-System stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung und Effizienzsteigerung in der Abfallwirtschaft dar. Foto: Petra Hoeß, FABION GbR/abfallbild.de